Montag, 31. Mai 2010

Neue und neuere Ratgeber


"Weißt Du wieviel Sternlein stehen...", tönt es derzeit jeden Abend ab acht aus unserem Kinderzimmer. Denn: Rituale sind wichtig, besonders abends, und deshalb wird gesungen. Und wenn das Umziehen mal etwas länger dauert, dann werden die vier Strophen eben gnadenlos wiederholt.
Aber es wäre gelogen, heute freudestrahlend von den Erfolgen unserer Einschlafbemühungen zu berichten. Im Gegenteil. Wir haben das Gefühl, es wird eher schlimmer. Nun, Frida ist ja noch nicht einmal fünf Wochen alt und vielleicht sind wir ein bisschen ungeduldig. Trotzdem haben wir uns im Internet ein wenig Rat und Hilfe geholt und sind unversehens in einen Konflikt hinein geraten.
Im weltweiten Netz tobt nämlich in vielen Foren ein stiller aber verbissener Krieg zwischen den "Familienbettlern" und den "Schreienlassern". Währen die erste Gruppe deutlich in der Überzahl ist und sich "auf die natürlichen Instinkte" verlässt, orientiert sich die zweite Gruppe an dem Bestseller vergangener Tage: "Jedes Kind kann schlafen lernen."
Wir gehören derzeit noch zur Gruppe der Familienbettler, von alten Hasen wahrscheinlich als Warmduscher und Weicheier bezeichnet. Bei uns schläft das Kind, nach ersten Alleinschlaf-Bemühungen und fortdauernden lautstarken Protesten gegen die als zu groß und zu kalt empfundene Wiege, auch im Ehebett. Nach dem jeweiligen nächtlichen Stillen probieren wir es wieder mit der Wiege - manchmal klappt es, manchmal nicht.
Die andere Gruppe fühlt sich allerdings unter Druck gesetzt, sie sei herz- und gefühllos, nur weil man auf feste Regeln poche, das Kind im eigenen Bett schreien lasse und lediglich bei längerem Brüllen zur Beruhigung ans Bettchen trete (meistgehasstes Zitat: "Oh, es gibt noch Mamas, die so etwas praktizieren? Grausam...").
Insgesamt haben die Forumsbeiträge zum Thema Einschlafen die weitaus größte Nutzerzahl. Ist ja klar, in der letzten Woche hatten wir ja auch drei richtige Alptraum-Nächte, in denen wir nicht wussten, warum die kleine Frida - obwohl satt und sauber - einfach nicht schlafen, sondern lieber grummeln oder gar schreien wollte.
Die letzte Nacht war hingegen der Lichtstrahl am Horizont. Drei Mal stillen, dazwischen sanft in Morpheus Armen eingeschlummert, so dass die Eltern auf ihre sieben, acht Stunden Schlaf kamen. Dafür steigt nun die Unruhe tagsüber und keiner weiß warum. Ach, es ist keine einfache Zeit - aber eine wunderschöne.

(WT, 9.4.2010)

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