Montag, 31. Mai 2010

Glückwünsche 2.0


Frida ist da. Und das Glück kennt keine Grenzen – auch keine elektronischen. Nach der Geburt und dem ersten Kennen lernen von Vater und Tochter ist eine kurze Verschnaufpause angesagt. Und neben Stulle und Dusche steht ja auch das Verkünden der guten Nachricht bei Verwandten und Bekannten auf dem Programm.
Beim 60. Geburtstag eines Freundes ist mir vor kurzem die Geburtsanzeige seiner Eltern in die Hände gefallen. „Wir geben voller Freude und Stolz die Geburt unseres Stammhalters bekannt“, hieß es da in der edel gedruckten Karte, der sicherlich auch eine Zeitungsanzeige folgte – schließlich war das 1950.
Am Geburtstag unserer kleinen Frida war für solch ein hochwertiges Druckerzeugnis erst einmal keine Zeit. Also wurden zwei aktuelle Fotos per E-Mail verschickt, dazu eine kurze Darstellung der Fakten: 49 cm, 3100 Gramm, Mutter und Kind wohlauf. Die Rückmeldungen waren überwältigend: Da unsere Frida als Sonntagskind auf die Welt kam und viele Menschen offenbar Sonntags auch ihre elektronische Post durchsehen, kam eine Antwort-Mail nach der anderen zurück.
Noch erstaunlicher als die vielen Mails war allerdings die Verbreitung der Information über die so genannten „sozialen Netzwerke“ im Internet. Unabhängig davon, ob im „www“ überhaupt so etwas wie ein soziales Netzwerk entstehen kann, ist die Geschwindigkeit beeindruckend. Keine fünf Stunden nach der Geburt und etwa eine Stunde nach meiner elektronischen Informationspost hatte sich unsere kleine Frida bereits auf „facebook“ einen Namen gemacht.
Eigentlich dient facebook - wie das gesamte "Web 2.0." ja dem Austausch von persönlichen Befindlichkeiten: jeder und jede kann schreiben, was er oder sie gerade macht und Hunderte von „Freunden“ können daran Anteil nehmen. Und als unsere Nachbarin auf ihre Pinnwand schrieb, sie fände unsere Frida „sooooo süß“, hagelte es nur so Kommentare.
Spätestens hier mischte sich der Vaterstolz mit der menschlichen Sammel-Leidenschaft: 12 Mal „gefällt mir“, fünf Glückwunsch-Benachrichtigungen und drei Botschaften, dass die Tochter wohl geraten sei. Mit stolz geschwellter Brust geht es wieder zurück ins Krankenhaus. Der hübsche Nebeneffekt: Bereits am ersten Lebenstag unserer kleinen Frida weiß es die halbe Welt – und die Karte über den „Stammhalter“, der bei uns eine Stammhalterin ist, hat noch etwas Zeit.
Auf welchen Wegen sich die Nachricht auch immer verbreitet: Nur geteilte Freude ist ganze Freude. Eine spannende Zeit hat begonnen.

(Erschienen im Wiesbadener Tagblatt am 12.3.2010)

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