Montag, 31. Mai 2010

Kindersachenflohmärkte


Heute soll es einmal weniger um die persönlichen Befindlichkeiten des jungen Vaters gehen, sondern um ein Thema übergeordneten Interesses: Die schwäbische Hausfrau. Eben jene Dame steht derzeit bundesweit hoch im Kurs, gilt sie doch als Musterbeispiel von Sparsamkeit, das sich sogar die Kanzlerin als Vorbild für den Bundeshaushalt auserkoren hat.
Als doppelter Experte - junger Vater und Verwandter von mehreren schwäbischen Hausfrauen - darf ich vermuten, dass eine nicht neue aber keinesfalls etablierte Institution, durchaus von der sprichwörtlichen schwäbischen Hausfrau erfunden wurde: Der Kindersachenflohmarkt.
Noch vor wenigen Jahren wusste ich nicht, dass es diese Flohmärkte überhaupt gibt, meist fanden sie versteckt in den Kindertagesstätten statt und dienten dem Kleidertausch von Müttern und Vätern, deren Kinder immer schneller aus ihren Klamotten wuchsen. Ganz früher war es ja noch üblich, dass die Kindersachen in den Familien weitergegeben wurden, ich jedenfalls trug die völlig aus der Mode gekommenen Schlaghosen meines Cousins. Aber auch hier hat offenbar die demografische Falle zugeschlagen: Denn immer weniger Kinder im Verwandtenkreis bedeuten auch, dass immer weniger Pullis, Hosen und Socken die Familien durchwandern.
Was also tun? Richtig: Kindersachenflohmärkte organisieren. Denn für hochwertige Kinderkleidung muss in der einschlägigen Geschäften der Innenstadt schon einiges hingeblättert werden und wer kann sich schon jede Saison völlig neu einkleiden?
Noch sind wir ja gut ausgestattet, profitieren wir von den vielen schönen Stramplern, Söckchen und Bodys, die die kleine Frida zur Geburt geschenkt bekommen hat und außerdem haben wir eine Umzugskiste abgelegter Sachen aus Berlin geschickt bekommen. Aber der Besuch beim Kindersachenflohmarkt hat schon einmal gezeigt, wo wir künftig prima Ware zu anständigen Preisen bekommen können. Der Vorteil: Alles schon x-Mal gewaschen und auf Rissfestigkeit erprobt.
Einziger Wehrmutstropfen: Am vergangenen Samstag wurden in unserem Viertel sage und schreibe vier Kindersachenflohmärkte parallel abgehalten. Und die alle abzuklappern schafft weder die schwäbische Hausfrau noch der nassauische Elternzeit-Mann, der hier zwar eine Lanze bricht für den Kindersachenflohmarkt an sich, der aber allen Organisatoren ans Herz legt sich künftig besser abzustimmen und daher im Internet eine Terminbörse für Kindersachenflohmärkte vorschlägt - am besten unter www.wiesbaden.de/kindersachen.

(Erschienen im Wiesbadener Tagblatt am 26.3.2010)

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