Montag, 31. Mai 2010

Alte und neue Ratgeber

Unsere Frida ist - wie der Name ja andeutet - ein friedliches Kind. Eigentlich schreit sie nur, wenn sie Hunger hat, und je größer der Hunger, desto lauter die Schreie. Als mittlerweile seit fast vier Wochen erfahrene Eltern wissen wir natürlich um die Vorbereitungen für die gerusame Nachtruhe.
Ganz wichtig ist das so genannte Abendritual. Also wird erst gestillt, dann gewickelt, dabei gesungen anschließend umgezogen und schließlich in die Wiege gelegt. Nach all diesen aufopferungsvollen Tätigkeiten haben sich die vom noch ungewohnten Tagesablauf erschöpften Eltern einige ruhige Stunden verdient... eigentlich. Denn Frida scheint es in der Wiege nicht zu gefallen, das Schreien nimmt also seinen nächtlichen Lauf.
Jetzt ist es ja nicht so, als würde uns diese Tatsache so fürchterlich überraschen - der halbe Freundeskreis hat schließlich in den ersten Lebensmonaten der Nikolas, Paulas, Idas und anderer Kinder mit Augenringen und schrecklicher Blässe die Tage überstanden. Aber wir hatten gedacht, dass uns das natürlich nicht passiert und wir ein braves, mustergültig schlafendes kleines Wesen in seine Wiege legen und die Eltern nach achtstündigem, nur durch einmaliges Stillen und Wickeln unterbrochenem Schlaf erfrischt ans Tagwerk gehen können.
Guter Rat ist zwar nicht teuer - er will aber eingeholt werden. Die Methode der älteren Elternjahrgänge ("stellt sie ins Nebenzimmer und lasst sie zwei Nächte schreien, dann beruhigt sie sich schon") mag uns so richtig nicht gefallen, aber auch das Dauerstillen und die Nicht-Nachtruhe durch ein kleines Baby im elterlichen Bett sind keine nachhaltige Lösung.
Gut gemeinte Tipps ("Ihr solltet einfach das tun, womit Ihr Euch gut fühlt") sind zwar moralisch hilfreich, aber in der Praxis helfen sie auch nicht zum erholsamen Schlaf.
Wir wenden uns also weder Uromas, Omas, Tanten, Cousinen und Freundinnen zu, sondern befragen außer unseren gedruckten Ratgebern auch das Internet. Der Vorteil: Bereits die kleinste Andeutung, dass unsere Frida nachts ein bisschen schreit wird von Google mit gefühlten 17.000 Treffern bedacht. Und die erlösende erste Botschaft: Alles ist ganz normal, wir müssen uns keinerlei Sorgen machen.
Die Flut der Ratschläge umfasst allerdings sämtliche Einschlaftechniken: Im Ehebett, im eigenen Bett, an Mamas Busen, im Schlafsack, gepuckt, besungen, gestreichelt und bequatscht. Nach einer ersten vierstündigen Durchsicht bin ich so schlau wie zuvor. Aber probieren geht schließlich über studieren. Die Ergebnisse der spannenden Experimente gibt's nächste Woche.

(Erschienen im Wiesbadener Tagblatt am 1.4.2010)

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