Welches Märchen unsere Fußballer noch feiern werden, bleibt abzuwarten – wir alle drücken heute um halb zwei jedenfalls die Daumen.
Aber schon um 16.00 Uhr geht’s weiter, da werde ich auf dem Dorfplatz in Breckenheim unter unserem Pavillon mit einem Roten Sofa und hoffentlich vielen Getreuen politisch Rede und Antwort stehen.
Und das ist dann auch der Lauf der Dinge. Drei Monate Elternzeit. Vorbei. Der Alltag hat mich wieder, ein Alltag voller Abendtermine, Hektik, Stress und vor allem Abwesenheit. Eine ganz schöne Umstellung. Nicht das Arbeiten an sich, das gab es ja auch während der Elternzeit, denn in meinem Job gibt’s keine wirkliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit.
Aber das ist kein Grund zur Klage, es ist ja selbst so gewählt. Klage herrscht eher darüber, dass ich diese Woche drei Mal nach Hause kam und die kleine Frida schon geschlafen hat. Ob das künftig der Alltag sein wird?
Es sind die kurzen Momente des Innehaltens, die mich über diese Art des Arbeitens nachdenken lassen. Ist das wirklich alles so sinnvoll? Gibt es Alternativen? Oder ist das einfach der Lauf der Dinge?
In jedem Fall habe ich viel gelernt in den drei Monaten. Mehr als Gute-Nacht-Lieder, Windelwechseln, Kinderarzt und Fliegergriff. Erlebt habe ich, wie anstrengend so ein ganzer Tag „Nichtstun“ sein kann, ein Tag „nur“ Kind betreuen nach einer zweifach unterbrochenen Nacht, ein Tag „nur Haushalt machen“ bei einer einstündigen Essensunterbrechung alle drei Stunden.
Trotzdem. Das erste Lachen, das morgendliche Waschen, Wickeln und Anziehen, das Spielen und Singen. Das war mein ganz persönliches Frühlingsmärchen. Aber wie alle Märchen, so muss auch dieses irgendwann enden.
Für mich hat es sich gelohnt, Elternzeit direkt nach der Geburt zu beantragen, um das Leben nun als Familie zu beginnen. Eine reine Zeit als Betreuung, wie eigentlich von der Politik gewünscht, hätte ich als weniger erfüllend empfunden. Aber das ist Einstellungssache.
Ob die Menschen nun mehr Kinder bekommen, weil es Elterngeld gibt? Keine Ahnung, würde mich wundern, denn Geld kann so ein Gottesgeschenk, das ein Kind darstellt, weder aufwiegen noch einfordern.
Aber das Elterngeld kann zu einer verständnisvolleren und damit vielleicht endlich auch kinderfreundlicheren Gesellschaft beitragen. Und das, das ist dringend nötig. Denn irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es nicht die finanziellen Voraussetzungen sind, die unser doch so reiches Deutschland zu einem der kinderärmsten Länder der Welt machen.
Deshalb habe ich mich gefreut, mein ganz persönliches Frühlingsmärchen zu erleben und kann es nur weiterempfehlen. Und jetzt: Ran an die Deutschlandfahne und Daumendrücken für ein zweites Sommermärchen.
(WT, 18.6.2010)